Meinetschläger MEMORANDUM
Der PFARRHOF, Februar 2021
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Sicherheit, dass etwas Sinn hat – ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.“
Artikel J.M.Klimesch
Baustatische Bewertung und Vorschlag des Verfahrens zur Rettung und Reparatur des Gebäudes in tschechischer Sprache hier.
S.g. Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
Sie kennen diesen Spruch von Václav Havel vermutlich. Und werden ihm, auch wenn Sie vielleicht sonst zu Havels Kritikern gehören, wohl zustimmen können.
Worum geht es? Als eines von leider allzu vielen Beispielen in unserer Region droht, dass wieder ein Rest eines ehemals historischen Gebäudes verschwindet, abgerissen werden muss, den Blick freimacht, … ja, worauf eigentlich?
Auf die in Malonty-Meinetschlag hinter dem Pfarrhaus liegende Kirche, eines noch älteren und historischeren Gebäudes?
Oder auf einen gewissen Kulturbarbarismus unserer Zeit? Ja, der ehemalige Pfarrhof in Malonty-Meinetschlag bildet mit der Kirche dahinter nicht nur für die Gemeinde Malonty-Meinetschlag selbst ein historisches Ensemble, das erhalten werden und natürlich mit neuem Leben gefüllt werden sollte.
Es steht nach Beschädigungen im Zuge eines Gewitters 2016 und nach einem Teileinsturz Ende 2020 aber schlecht um diese nunmehr „Beinahe-Ruine“.
Spezialisten vom Denkmalschutz haben sich bemüht, akut notwendige Maßnahmen zu beschreiben. Auch erste Kostenschätzungen gibt es, 2 Millionen Kronen als quasi Sofort-Hilfe und weitere etwa 10 Millionen, um zumindest eine solide Stabilisierung zu gewährleisten. Wer kann, wer will das bezahlen?
Als Eigentümer fühlt sich das Bistum Budweis dazu kurzfristig nicht im Stande und auch die Gemeinde Malonty-Meinetschlag ist mit dieser Situation verständlicherweise alleine überfordert.
Vielleicht wird auch der Versuch einer Aktivierung jenes Teils der Öffentlichkeit der gesamten Region, der Kultur an sich nicht nur ein Anliegen ist, sondern, die eventuell auch selber helfen könnte, zu wenig sein, um das Ruder noch herumzureißen.
Aber zumindest den Versuch sollten wir unternehmen, ganz im Sinne von Václav Havels Spruch vom Anfang dieses Textes.
Immerhin, in Malonty-Meinetschlag wurde bereits 1360 ein Vertrag zwischen den Michelsbergern und den Rosenbergern abgeschlossen, wonach es zu einer gemeinsamen Entwicklung der Gebiete dieser beiden Herrschaften kommen möge. Dieser Schritt war so etwas wie die Geburtsstunde einer gemeinsamen südböhmischen Identität.
Es gibt dazu insbesondere von Johann Matthias Klimesch aus Rozpoutí (Roßboden) einen ausführlichen Text, eigentlich seine Studienabschlussarbeit an der Universität Graz (1885).
Sie ist unseres Wissen bis heute nicht ins Tschechische übersetzt worden. Damit könnten und sollten wir, unabhängig davon, ob die Rettung des Pfarrhofes in Malontý-Meinetschlag gelingen wird, jedenfalls beginnen, spät aber doch.
Andere interessante und teilweise auch schon erfolgreiche Projekte wären zum Beispiel die Kirchen- oder Kapellenrenovierungen in Klení-Gollnetschlag, Kropfschlag-Mýtiny, Rýchnov u.N.H.-D.Reichenau bei Gratzen, Pohoří-Buchers, Cetviny-Zettwing, Sv. Kamen-Maria Schnee, Zátoň-Ottau, Zvonková-Glöcklberg oder auch im Norden Tschechiens www.neratov.cz .
Auch in Malonty-Meinetschlag, müsste wohl nicht nur mit relativ viel Geld, sondern auch mit viel Arbeit gerechnet werden, bis es wieder Sinn macht, das Gebäude zweckmäßig zu nutzen (Raum für Freizeitaktivitäten oder zum Beispiel für Keramikwerkstätten, Schnitzkunst, Kurse zum Erhalt alter Handwerke), evtl. in Kombination mit einer Pension und einem Regionalmuseum; das Objekt seiner historischen Bedeutung entsprechend zum Leben erwecken.
Im grenzüberschreitenden Kontakt in Richtung Österreich war Malonty-Meinetschlag auch insofern relevant, dass zum Beispiel ursprünglich bis hin nach Pohoří-Buchers die Menschen ihre Pfarrkirche eben in Malonty-Meinetschlag hatten.
Bis dann unter Josef dem II. sowohl in Budweis als auch in Linz ein eigenes Bistum gegründet wurde (vorher war Südböhmen kirchlich von Prag aus organisiert und Oberösterreich von Passau) und gerade in unserer Region mit Unterstützung der Herrschaft der Grafen Buquoy ein Labor für viele dieser Reformen existierte.
Der große Pädagoge Ferdinand Kindermann schickte seinen besten Lehrer aus Kaplitz nach Meinetschlag-Malonty, Anton Holl. Er lebte während seiner Tätigkeit Anfang der 70er Jahre des 18. Jahrhunderts vermutlich genauso im Gebäude des nun vom Abriss bedrohten Pfarrhauses wie später so relevante Priester wie Josef Singer (1903-1959), dessen engagierter Antifaschismus sich eine besonders Würdigung verdienen würde, wie auch der erst 2008 verstorbene Jan Ťoupalík (Autor einer tschechisch verfassten Ortschronik von Malonty) und viele andere.
Sollten wir nicht als Region an der Grenze, zwischen Budweis, Krummau und Freistadt, zwischen Weitra, Gratzen und Schweinitz, …. ein besonderes Interesse haben, die Pflege dieses historischen Erbes in die Hand zu nehmen und gemeinsam nach einer Lösung suchen, die sich der vergangenen Jahrhunderte bewusste, um einen zivilisierten Umgang mit diesem Erbe auch für die Zukunft bemüht?
Wäre Malonty nicht der ideale Ort, an auch heute dringend nötigen Reformen für Europa im Kleinen zu arbeiten? Als Modell für Größeres?
Als Symbol und Ort, an dem Teile der Arbeit des nobelpreiswürdigen Projektes www.kohoutikriz.org weiterentwickelt werden könnten, das auf einzigartige Weise seit dem Jahre 1990 die deutschsprachige Böhmerwaldliteratur tschechisch dokumentiert?
Auch als Serviceangebot für Menschen, die sich z.B. Texte aus alten Unterlagen lesen und übersetzen lassen möchten, um ihre familienkundlichen Forschungen besser betreiben zu können?
Könnte aus dem ehemaligen Pfarrhaus in Malonty-Meinetschlag nicht ein z.B. Franziskus-Haus werden, das sich an der Person des Heiligen Franziskus von Assisi orientiert, dessen relevantester Vertreter als Franziskaner der heutige Papst in Rom ist?
Und könnte das nicht etwas sein, das auch Menschen unterstützen würden, die nicht regelmäßig in die Kirche gehen, die sich vielleicht nicht einmal als bekennende Christen bezeichnen würden?
Eine Inspiration für eine europäische Jugend, die Probleme auch in einem demokratischen Geist lösen will – und sich nicht damit abfinden will, unter der Perspektive einer ungewissen Zukunft zu leiden?
Václav Havel würde uns wahrscheinlich seinen Spruch über die Hoffnung genau in solchen Situationen gerne in Erinnerung rufen.
Mehr können auch wir momentan nicht anbieten geschweige denn versprechen. Wenn sich aber viele kleine Menschen aufmachen und in vielen kleinen Schritte, viele kleine Ziele anzusteuern,.. .dann könnte daraus auch mehr werden. Diesen Versuch sollten wir wagen!
Wer ihn zusammen mit uns wagen möchte und seine grundsätzliche Bereitschaft ausdrückt, gegebenenfalls auch konkret zu helfen, den ersuchen wir, das mit uns gemeinsam zu tun. Als ersten Schritt mit einer Unterschrift, die auch öffentlich gemacht werden darf, als Bekenntnis, dass wir im leider nicht einzigen Beispiel des Pfarrhofes in Malonty-Meinetschlag der herrschenden Teilnahmslosigkeit gerne etwas entgegensetzen möchten.
Und wir bieten sowohl dem Bistum Budweis als auch der Gemeinde Malonty-Meinetschlag an, an der Rettung dieses historischen Objektes mitzuwirken, sofern das gewünscht wird. Weitere Details werden bei einer öffentlichen Versammlung in Malonty-Meinetschlag diskutierte werden können, sobald des die Korona-Virus-Situation zulässt.
Erstunterzeichner:
Hier werden wir die Datei mit der Liste der Unterzeichner kontinuierlich aktualisieren.